Wir brauchen eine vollkommen neue Sicht der Dinge,
James Hillmann
um Störungen in der Kindheit zu betrachten....
eine Psychologie der Kindheit, die die angeborene Einzigartigkeit bestätigt.
Ich ziehe es vor, den Begriff krankhaft gegen ungewöhnlich einzutauschen
und das Ungewöhnliche zu dem Maßstab zu machen,
an dem unser gewöhnliches Leben gemessen wird.
Ein Heer von Lernförderen arbeitet daran, daß Kinder so früh wie möglich die von der Gesellschaft erwünschten Leistungen erbringen. Ein Heer von Therapeuten steht bereit, um jede kleine Auffälligkeit sofort gerade zu biegen und gesellschaftlich störende Verhaltensweisen zu beseitigen. Millionen von Kindern werden weltweit mit einer Droge (Ritalin) ruhig gestellt, weil sie furchtbar unbequem und anstrengend sind.
Liegen die zunehmenden kindlichen „Störungen und Defekte“ wirklich in den Kindern oder liegen sie im Auge des Betrachters? Wen stören die Störungen?
Zugegeben: Kinder sind anstrengend! Sie wirbeln unser geordnetes gewohntes Leben durcheinander! Es wird völlig umgekrempelt, wenn wir den Kindern darin Raum für ihr Kindsein zugestehen. Ist das Störung? Könnte das nicht auch Bereicherung sein? - Wenn wir bereit sind, uns stören zu lassen, werden wir von den Kindern bereichert, sie wecken ganz neue Seiten in uns und regen unsere eigene Entwicklung an.
Wollen wir die Kinder nach unserem Maß messen und alles abschneiden, was nicht hineinpaßt?
Oder haben wir den Mut, unser gewordenes, gewohntes Leben mit dem Maß an Lebendigkeit, Unvoreingenommenheit, Unkonventionalität und Ungewöhnlichkeit der Kinder zu messen und beginnen, uns selber zu erneuern?