Die neue Insel auf der Insel Møn

 

Der Sesam-öffne-dich-Schrank



Der Innenspielraum ist kleiner,



der Aussenspielraum dafür umso grösser.



Mein Spielzimmer und meine unvoreingenommene ungeteilte Aufmerksamkeit bilden eine Insel.

Hier – fern von allen schulischen und/oder häuslichen Problemen darf das Kind einfach nur spielen und so sein wie es ist. Ich erwarte nichts von ihm. Ich beobachte es nicht mit diagnostisch prüfendem, beurteilendem Blick. Ich lasse mich von ihm zum Spiel verführen und habe in mir die Frage: Wie bist Du? Wer bist Du?

Für uns Erwachsene ist Spiel eine lockere, vergnügliche Freizeitbeschäftigung. Dem Kind ist sein Spiel eine sehr ernsthafte Angelegenheit, hochkonzentrierte Arbeit: Weltentdeckung, Welterfahrung, Welteroberung und zugleich: Selbstentdeckung, Selbsterfahrung, Selbstentfaltung. In ein rotes und ein blaues Tuch gekleidet, spielte Anna nicht Maria, sie war Maria, die echte Maria – dies zu mißachten, hätte sie tief verletzt. Das Spiel ist für das Kind über viele Jahre seine wichtigste Tätigkeit: mindestens genauso achtenswert, ja heilig wie unsere eigene Arbeit. Das Spiel des Kindes sagt uns mehr über sein Eigensein als alle anderen Verhaltensweisen.

Auch Jugendliche bedürfen einer Insel aus Unvoreingenommenheit und ungeteilter Aufmerksamkeit: Gespräche oder gemeinsames Tun mit einem Menschen, der sie – so wie sie jetzt sind – ganz neu kennenlernt, der ihnen unvorbelastetes, echtes und nicht zweckgebundenes Interesse entgegenbringt, vermögen oft neue Türen zu öffnen.